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Verspätungen haben für Reedereien größere Folgen als für die Bahn. Kreuzfahrtschiffe brauchen etliche Stunden am Liegeplatz bis alle „alten“ Passagiere ausgestiegen, alle „neuen“ eingestiegen und alle Vorräte ergänzt wurden. Auch die größten Häfen haben nicht unbegrenzt Liegeplätze und ein Kreuzfahrtschiff kann nicht mal eben an einem Container-Terminal festmachen. Die Reedereien müssen die begehrtesten Liegeplätze oft schon Jahre im Voraus reservieren. (Der Hamburger Hafen erwartet 2018 einen neuen Rekord mit 220 Anläufen und ca. 880.000 Passagieren bei nur drei vollwertigen Liegeplätzen!)

Außerdem müssen die Reedereien für ihre großen Pötte in den Häfen Liegegebühren bezahlen. Für ein Kreuzfahrtschiff mittlerer Größe mit ca. 2000 Betten werden in den Häfen fünfstellige Gebühren fällig. In einigen Häfen sogar bis zu 100.000 Euro. Dazu müssen Lotsen und Schlepper bestellt werden. Kommt es zu Verzögerungen bei An- oder Abfahrt bedeutet dies für die Reederei zusätzliche Arbeit und zusätzliche Kosten.

Passagieren stehen Entschädigungen zu wenn sie Anschlußflüge nicht bekommen oder durch eine verspätete Abfahrt vielleicht sogar ein ganzer Reisetag gestrichen wird. Das ist schlecht für das Image und für den Geldbeutel der Reedereien.

Deshalb sind Reedereien sehr daran interessiert ihren „Fahrplan“ einzuhalten. Kein Kapitän wird warten bis auch der letzte Reisende eingetrudelt ist.

Ein Tipp noch: Mit Abfahrtzeit ist in der Regel tatsächlich die Zeit gemeint, zu der das Schiff auch wirklich abfährt! Da vorher noch die Gangway (die Treppe zum Schiff) und die Leinen eingeholt werden müssen, ist es nicht möglich das Schiff mal eben noch in letzter Minute zu bekommen wie einen Zug oder Bus. Die relevante Zeit zu der man (auch nach Landausflügen) an Bord sein sollte ist die „on board“-Zeit. Aber auch diese Zeit richtet sich nicht nach Ihrer Küchenuhr zu Hause: Andere Länder andere Zeitzonen! Auch haben die Schiffe meist eine eigene „Schiffszeit“, die widerum von der Landeszeit abweichen kann. Achten Sie deshalb genau darauf, nach welcher Zeit sich die Angaben in den Unterlagen bzw. Prospekten richten.

Haben Sie eine Kreuzfahrt mit An- und Abreise gebucht, wird sich in der Regel der Veranstalter auch darum bemühen pünktlich zu sein. Passiert trotzdem etwas, haben Sie zumindest einen Ansprechpartner, der sich draum bemühen wird, sie doch noch an Bord zu bekommen, wo und wie auch immer.

Haben Sie sich entschieden individuell anzureisen (oder eine Reise ohne An- und Abreise gebucht), sind Sie selbst für das pünktliche Erscheinen verantwortlich. Geraten Sie bei der Anreise in einen Stau oder streiken mal wieder irgendwo Plioten oder Fluglotsen, haben Sie ein echtes, eigenes Problem. Oft liegen Bahnhof oder Flughafen auch in deutlicher Entfernung zu den Liegeplätzen im Hafen. Gerade in Ländern ohne effektive, pünktliche öffentliche Nahverkehrsmittel aber mit dauerverstopften Straßen planen Sie deshalb lieber einen Extratag vor der eigentlichen Abfahrt des Schiffes mit ein. Das erspart Ihnen unnötigen Stress (und unnötige Kosten) auf der Anreise. Müssen Sie Ihrem Schiff hinterherfahren oder -fliegen kann aus einer günstigen Kreuzfahrt ein teures Abenteuer werden.

Haben Sie für den Notfall am besten immer die Telefonnummer des Schiffes und die des Hafenagenten (jedes Schiff hat einen solchen speziell für den jeweils aktuellen Hafen) Ihres Abfahrthafens im Handgepäck. Vielleicht haben Sie Glück im Unglück und der Kapitän hat noch etwas „Luft“ im Fahrplan oder der Agent kann auf die Schnelle noch etwas organisieren.